Dehnen ist für die meisten eine lästige, überflüssige Pflicht oder gar eine Horrorvorstellung, die man in zwei Minuten vor dem Joggen an der Parkbank abhakt. Manche halten Dehnen für schädlich.
Als Argument wird gerne angeführt, dass es keine Untersuchung, die den Nutzen des Dehnens beweist. Es gibt allerdings auch keine, die beweist, dass Dehnen schadet. Es ist also eine höchst subjektive Sache, könnte man meinen, vielleicht auch, weil die Wissenschaft auf diesem Gebiet so wenig herummessen und -untersuchen kann. Dehnen ist der geheimnisvollste Teil des Fitnesstrainings, der Angst macht ("Reißt der Muskel auch nicht, wenn es jetzt zieht?") und meiner Meinung nach sträflich vernachlässigt ist.
Der menschliche Körper verfügt über 40 willkürlich bewegbare Skelettmuskelgruppen, die ihrerseits aus bis zu einem Dutzend einzelner Muskeln bestehen. Einige Muskeln haben die unangenehme Eigenschaft, sich von selbst zu verkürzen, vor allem die Nacken- und Halsmuskulatur, die Brustmuskeln, der Arm-Bizeps, die vordere Oberschenkelmuskulatur und die gesamte Beinrückseite. Wenn man diese Muskulatur nicht dehnt, gerät der Körper automatisch in eine Unwucht (Dysbalance). Die Folge: Schmerzen.
Dehnen nimmt etwa ein Drittel meiner Trainingszeit in Anspruch. Und ich freue mich jeden Tag darauf, ein wenig geschmeidiger zu werden.