Hand aufs Herz. An welchen Wochentagen, von wann bis wann werden Sie was und wie trainieren? "Wenn ich Zeit habe", nehmen Sie sich vor.
Wenn Sie jetzt schon mit jeder Sekunde Ihres überfüllten Tages knappsen, wie sollen dann drei oder vier Stunden Trainingszeit in Ihre Woche hineinpassen? Mit Sport zu beginnen, ist eine Änderung Ihrer Gewohnheiten, Ihres Tagesablaufes, Ihres Lebens. Das will genauso geplant sein wie jedes Projekt in Ihrer Arbeit. Wenn Ihr Projekt-Zeitbudget null ist, wie wollen Sie dann ein Projekt stemmen?
Hand aufs Herz. Ist Ihr Tag so anstrengend, dass Sie sich von der Arbeit gerade noch irgendwie zu einem Absacker oder nach Hause auf die Fernsehcouch schleppen? "Irgendwie schaffe ich das schon!" Die Zeit, die Sie für das Training aufwenden, frisst irgendetwas Anderes auf. Familie, Partner, Arbeit, Youtube, Facebook … Und "das Andere" wird wieder nach Ihrem Zeitbudget greifen, falls Sie sich nicht eindeutig entschieden haben. Können Sie standhalten? Ist Ihnen Fitness so viel wert, dass Sie andere Menschen enttäuschen oder jeden Montag, Mittwoch und Freitag auf Ihre Facebookstunde verzichten? Stellen Sie sich vor, wie sich das anfühlen würde. Seien Sie ehrlich zu sich. Denn "Irgendwie" endet nirgendwo.
Hilft Ihnen Zeitmanagement weiter? Aber nicht in dem üblichen Sinn, dass Sie sich durchstrukturieren, um noch schneller im Hamsterrad zu rennen. Nein, in dem Sinne, dass Sie entrümpeln und nachspüren, was alles Sie bereit wären, über Bord zu werfen, um Ihre Fitnesskarriere zu starten.
Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie bei körperlicher Aktivität mehr Schlaf benötigen. Ich trainiere fünf Mal pro Woche und brauche statt sieben jetzt im Durchschnitt acht Stunden Schlaf. Das bedeutet, dass die zweite Halbzeit des Champions-League-Halbfinales nicht mehr drin ist. Ist Ihnen Fitness das wert?
Wenn Sie erwarten, dass nach vier Wochen Training alles gut ist, sind Sie auf dem Holzweg. "Mensch, jetzt habe ich mich einen Monat lang geschunden. Man sieht nichts und die Waage zeigt gerade mal 400 Gramm weniger an." Bis sich alle Körperstrukturen an eine Trainingsbelastung gewöhnt haben, dauert es zwei Jahre. Ändern Sie Ihre Gewohnheiten, trainieren Sie nach Plan und richten Sie Ihren Blick ein halbes, besser ein Jahr nach vorne. Alles andere ist unwichtig, lenkt Sie ab und lässt Sie aufgeben.
Ein langfristiger, durchdachter, auf Sie zugeschnittener Trainingsplan ist das Gerüst, an dem Sie emporwachsen. Niemand käme auf die Idee, Stangenbohnen ohne Stangengerüst zu pflanzen. Die Pflänzchen würden sich kümmerlich am Boden dahinschlängeln und der Ertrag wäre gleich Null. Sie sollten, nein, Sie müssen Ihr Ziel und den Weg dorthin kennen, wenn Sie Erfolge erwarten.
"Ich möchte meinen Ruhepuls um 20 Schläge pro Minute senken." "Ich will 3 mal pro Woche 6 Kilometer durchlaufen können." "In einem Jahr will ich bei allen Fortgeschrittenenkursen im Fitnessstudio mithalten." "In zwei Jahren will ich den Schwarzgurt im Taekwondo machen." Benennen Sie Ihr Ziel so genau wie möglich. Und vertrauen Sie sich dann einem sinnvollen Trainingsplan an, der Sie zu Ihrem Ziel bringt.
Der Vorteil eines Vereins oder eines Studios, in dem man Sie gut betreut, liegt in einem gewissen sozialen Druck. "Hey, wo warst du letzten Dienstag?" Am kommenden Dienstag sind Sie zwar genauso müde, aber Sie überlegen sich es zwei Mal, ob Sie wieder schwänzen.
Der Nachteil ist, wenn Sie an eine eingeschworene Gemeinschaft geraten, deren Trainingslevel haushoch über dem Ihren steht und die auch nicht viel Wert darauf legt, Ihnen die Anfangsgründe beizubringen. Nach drei, vier qualvollen Wochen voll Muskelkater, Demütigungen und Selbstzweifeln werden Sie sich still und leise verabschieden.
Unter dem Strich ist der Mensch ein soziales Wesen. Er kommt im Rudel weiter denn als Einzelkämpfer. Wenn Sie ein Sport-Rudel wählen, dann sehen Sie es sich genau an. Ihr Gefühl wird Sie nicht trügen. Fragen Sie sich: "Fühle ich mich bei denen aufgehoben? Fühle ich mich wohl? Fühle ich mich alleingelassen?"
Der effizienteste Weg, sich von einem professionellen Trainer einen Trainingsplan auf den Leib schneidern zu lassen, einen Profi als Fitness-Rückhalt zu haben, der sich weit intensiver um einen kümmert als alle anderen Betreuungsformen. Klasse, aber auch ein Personal Trainer kann nur bis zu einem gewissen Grad zaubern. Er kann Ihrem Zeitbudget entgegenkommen, er kann Sie motivieren, aber er entbindet Sie nicht davon, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben (siehe Abschnitt "Zeit" oben auf dieser Seite).
Wenn Sie Ihre neue Fitness-Gewohnheiten ein Jahr lang durchgezogen haben, sind Sie wahrscheinlich über den Berg, nach zweien ziemlich sicher. Nach einiger Zeit werden Sie die positiven Effekte des Trainings nicht mehr missen wollen. Ihr Körper, Ihre Ausstrahlung, Ihre Fitness werden sich spürbar verändert haben. Das Training ist zur lieb gewonnenen Gewohnheit geworden. Sie können es gar nicht erwarten, Endorphine auszuschütten, in jeder Trainingseinheit mehr und mehr zu spüren, was in Ihnen steckt und die oder den aus sich herauszukitzeln, die oder der Sie wirklich sind und zu fühlen, wie das Leben in Ihnen und durch Sie pulsiert.